Dinkel gut, alles gut?
Dinkel ist gesünder als Weizen, das besagt der Volksglaube, doch was steckt wirklich dahinter und wie unterscheidet sich der Dinkel von seinem engen Verwandten? Bereits Hildegard von Bingen, bedeutende Universalgelehrte und Äbtissin, wusste um die wertvollen Inhaltsstoffe des Dinkels. Was steckt aber genau hinter dem beliebten Getreide und warum ist es so gut für den Körper? Im folgenden Ernährungstipp wird diesen Fragen nachgegangen.
Es war einmal…
Dinkel wird oft als Urgetreide bezeichnet. Dabei zählt die Getreidesorte eher zu den jüngeren Getreidearten und wird in Europa seit rund 4000 Jahren angebaut. Dinkel ist ursprünglich aus der Kreuzung des Urkorns Emmer und dem Weizen entstanden. Das robuste Getreide ist im Anbau anspruchsloser und winterhärter als Weizen und wird meist dort kultiviert, wo es für den Weizen schwierig wird.
Dinkel- oder Weizenmehl – was ist gesünder?
Dinkel und Weizen sind eng miteinander verwandt und haben deshalb ähnliche Eigenschaften. Beide Getreidesorten enthalten Gluten, ein Eiweiß, das für die Elastizität des Teigs und die Struktur von Backwaren wichtig ist. Sie können in ähnlicher Weise verarbeitet werden, zum Beispiel zu Mehl gemahlen oder zur Herstellung von Brot, Gebäck und anderen Lebensmitteln verwendet werden.
Im Unterschied zu Weizen ist aber das Dinkelkorn von der sogenannten Spelze umgeben – eine harte und trockene Hülse, die das Getreidekorn schützt. Vor der Verarbeitung muss Dinkel immer von der Spelze getrennt werden. Dafür kommen spezielle Schälmaschinen zum Einsatz. Die vom Korn abgetragene Spelze wird weiterverwendet und unter anderem in Wärme- und Kopfkissen gepackt. Dinkelkissen werden zum Beispiel zur Schmerzlinderung und Entspannung eingesetzt.
Aber nicht nur die Hülse macht den Unterschied. Dinkel enthält im Vergleich zu Weizen etwas mehr Nährstoffe, darunter Eiweiß, Ballaststoffe und Mineralstoffe wie Magnesium, Kalcium und Eisen. Dinkel punktet somit nicht nur bei den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, sondern auch in der Nährstoffbilanz.
Backe, backe Dinkel
Dinkel eignet sich sehr gut zum Backen und wird deshalb vor allem für die Herstellung von Brot und Gebäck verwendet. So gut sich Backwerk aus Dinkel auch verarbeiten lässt, beim Volumen kann es mit Weizengebäck oft nicht mithalten. Deshalb mischen Backstuben oft Weizen- und Dinkelmehl, um Augen- und Gaumenschmaus zu verbinden. Enthält ein Backwerk mindestens 60 Prozent Dinkelmehl, spricht man von einem Dinkelgebäck.
Neben Brot und Gebäck findet Dinkel in der Küche auch als Grünkern Verwendung. Darunter versteht man unreif geernteten und entspelzten Dinkel, der als Suppeneinlage oder als Aufstrich wertvolle Nährstoffe liefert. Auch beliebt ist Dinkelreis, der aus geschliffenem und entspelztem Dinkel hergestellt und wie Reis zubereitet wird.
Dinkel gut, alles gut?
Die mittlerweile überholte Behauptung, Dinkel sei besser verträglich als Weizen, hält sich hartnäckig. Schon im Mittelalter erklärte die natur- und heilkundige Gelehrte Hildegard von Bingen, Dinkel sei das „beste Korn“ und es „macht seinem Esser rechtes Fleisch und rechtes Blut, frohen Sinn und freudig menschliches Denken“. Wissenschaftliche Belege für die Einschätzungen fehlen vielfach noch. Erwiesen ist allerdings, dass Dinkel für Menschen mit Reizdarm besser verdaulich ist.
Wer sich selbst von Vorteilen und möglichen Nebenwirkungen überzeugen möchte, sollte das Getreide einfach testen. Ob Dinkelbrot, Grünkern oder Dinkelreis – probieren Sie aus, was Ihnen schmeckt und guttut!
Mag. Susanne Dirisamer
Diätologin & Gesundheitswissenschafterin