Fasten wirkt – auf Körper und Geist
Für Fasten gibt es viele gute Gründe: zur Gesundheitsvorsore, als Therapie gegen körperliche Beschwerden, intermittierend als Ausgangspunkt für die Umstellung auf eine gesunde Ernährung oder spirituell motiviert, um die Sinne zu schärfen und sich gedanklich zu fokussieren. Aber wie wirkt der Verzicht auf den Körper? Welche Variante ist am effektivsten und was kann Fasten nicht leisten? Hier ein kurzer Überblick.
Nicht nur zur Fastenzeit sind der bewusste Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, reduzierte Kost oder das Auslassen von Mahlzeiten ein beliebter Weg, um Körper und Geist zu reinigen und den Startpunkt für einen gesünderen und bewussteren Lebensstil zu setzen. Heil-, Basen- und Intervallfasten sind weit verbreitet und werden zum Teil schon seit Jahrtausenden praktiziert. War das Fasten ursprünglich meist religiös motiviert, gewann der gesundheitliche Aspekt im Laufe der Geschichte immer mehr an Bedeutung. So prägte der Arzt Otto Buchinger 1923 den Begriff „Heilfasten“, weil er seine rheumatischen Beschwerden durch Fasten heilen konnte.
Vielfältige Fastenformen
Heilfasten nach Buchinger, Schleimfasten, Molkefasten – die Bandbreite an spezifischen Fastenkuren wächst stetig. Fasten ist ein hervorragender Einstieg in einen bewussteren und gesünderen Lebensstil. Die Zufriedenheit und das Hochgefühl, von dem viele Fastende berichten, werden durch die Ausschüttung von Botenstoffen wie Serotonin und Dopamin hervorgerufen. Voraussetzung dafür ist eine gute Vorbereitung und ein passendes Umfeld, z.B. in einer Fasteneinrichtung unter ärztlicher Aufsicht oder mit qualifizierten Fastenbegleitern.
Gesundheitliche Vorteile und individuelle Anleitung
Fasten hat gesundheitliche Vorteile, ist aber nicht für jeden geeignet. Professionelle Anleitung und Begleitung sind besonders wichtig. Insbesondere wenn regelmäßig Medikamente eingenommen werden, ist eine qualifizierte Anleitung und Begleitung besonders wichtig. Im Alleingang kann Fasten zu Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen führen.
Fasten als Chance für Veränderung
Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, um den eigenen Lebensstil zu überdenken und bewusst etwas Gutes für Körper und Gesundheit zu tun. Dies bedeutet nicht unbedingt Verzicht. Kleine Änderungen im Alltag können bereits große Auswirkungen haben, beispielsweise das Abendessen kleiner ausfallen zu lassen und 2-3 Stunden vor dem Zubettgehen nicht mehr zu essen.
Autophagie und präventives Fasten
Die präventive Wirkung des Fastens ist mittlerweile wissenschaftlich gut belegt. Die so genannte Autophagie sorgt dafür, dass sich Zellen selbst „reinigen“. Durch mehrstündigen Nahrungsverzicht werden nicht gebrauchte und krankhafte Zellbestandteile abgebaut und anderweitig verwertet. Diese zelluläre Reinigung wird auch durch intermittierendes Fasten angeregt, das laut aktuellen Studien positive Effekte auf das Gehirn, das Mikrobiom im Darm und das Immunsystem haben soll.
Intervallfasten im Trend
Intervallfasten wird derzeit stark beworben und zielt auf langfristige Gewichtsabnahme ab. Im Unterschied zum Heilfasten ist Intervallfasten vor allem als langfristige Strategie zur Gewichtsreduktion und Zellerneuerung gedacht. Bisherige Daten aus Studien deuten auf positive Effekte auf Gesundheit und Gewichtsabnahme hin, ohne negative Nebenwirkungen. Es ist noch unklar, wie sich die langfristige Umsetzung beim Intervallfasten im Vergleich zu anderen Diätformen verhält und welchen Einfluss es auf die Stimmung und kognitive Leistung hat. Meist beinhaltet Intervallfasten vage Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl und fördert allein keine Ernährungsumstellung. Es kann aber ein guter Ausgangspunkt für einen bewussteren Umgang mit dem Essen sein.
Für alle Arten des Fastens gilt: Weniger und bewusstes Essen wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Sporadisches Intervallfasten ersetzt aber keinen gesunden Lebensstil und wird auch nur in Kombination mit einer Ernährungsumstellung langfristig zum Abnehmerfolg führen. Professionelle Anleitung hilft, erreichbare Ziele zu definieren und sie auch zu erreichen. Damit steht dem Fasten als Turbo für die Gesundheit nichts mehr im Wege.
Mag. Susanne Dirisamer
Diätologin & Gesundheitswissenschafterin
Bild: Fastenbrot von backaldrin
Quellen:
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DGE, Bonn: https://www.dge.de/presse/meldungen/pressearchiv-2011-2018/heilfasten-basenfasten-intervallfasten/ (zuletzt aufgerufen am 26.1.2024)
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Hanslian et al (2023): Fasten – Ein potentes Therapeutikum der Moderne
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Ärzteges. Heilfasten u. Ernährung e. V (2016). Häufige Fragen. aerztegesellschaftheilfasten.de/faqs/
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Sackl et al (2016): Spermidin, Autophagie und Alzheimer in Drosophila : die Fruchtfliege als Modell für den Autophagie-anhängigen Einfluss von Spermidin auf die Alzheimerdemenz (zuletzt aufgerufen am 27.1.2024)