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Hanf und seine „berauschenden“ Nährstoffe
Hanf (Cannabis sativa) gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Die Verwendung von Hanf ist vielseitig. Er wurde bereits vor Tausenden von Jahren als Heilmittel eingesetzt oder zur Herstellung von Seilen und Textilien verwendet. Hanf ist wohl in erster Linie bekannt als Rauschgift. Dabei hat der Nutzhanf ernährungstechnisch viel zu bieten, sodass man von einem heimischen Superfood sprechen kann. Welche „berauschenden“ Nährstoffe Hanfsamen liefern und warum die Samen auf Ihrem Speiseplan nicht fehlen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Anbau von Nutzhanf
Gleich vorweg, der Nutzhanfanbau ist in der EU und in Österreich rechtlich geregelt. Der THC-Gehalt (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) muss unter 0,2% liegen, damit der Anbau nicht dem Suchtmittelgesetz unterliegt, und somit für die Nutzung von Haschisch ungeeignet ist. Der sogenannte Nutzhanf umfasst alle Sorten des Hanfs, die zur kommerziellen Nutzung angebaut werden (und es sei an dieser Stelle ausdrücklich bemerkt, dass dieser Artikel ausschließlich über Nutzhanf für die Lebensmittelerzeugung handelt). Nutzhanf bevorzugt ein gemäßigtes Klima: Die Samen keimen ab einer Bodentemperatur von +2° C.
Hanf und seine medizinischen Zwecke
Die Hanfpflanze enthält rund 60 verschiedene Cannabinoide. In aller Munde ist das THC, welches eine berauschende Wirkung verursacht. Vielleicht haben Sie auch schon von einem weiteren Cannabiniod, dem Cannabidiol (CBD), gehört, das keine Rauschzustände auslöst, allerdings bevorzugt in der Medizin eingesetzt wird. CBD soll die Nervenzellen schützen, entzündungshemmend und krampflösend wirken. Es kommt auch verschiedentlich bei Schmerzpatienten zum Einsatz. Für all diese Eigenschaften fehlen jedoch wissenschaftlich fundierte Beweise, folglich ist der Einsatz für medizinische Zwecke umstritten.
„Berauschende“ Nährwerte der Hanfpflanze
Botanisch gesehen zählt Hanf zu den Nüssen und ist eine der hochwertigsten Ölfrüchte. Die Samen bestehen aus ca. 30% Fett, vor allem aus ungesättigten Fettsäuren. Die essentiellen Fettsäuren, also jene die für den Körper lebensnotwendig sind, Linolsäure (Omega 6) und Alpha-Linolensäure (Omega 3) kommen im idealen Verhältnis 3:1 vor. Omega 3 hat einen positiven Einfluss auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit und wirkt entzündungshemmend. Es ist bedeutungsvoll für unsere Gesundheit wird aber leider zu wenig konsumiert. Außerdem gehört Hanf zu den wenigen Nahrungsmitteln die Gamma-Linolensäure (GLA) enthalten. GLA senkt sowohl den Blut-Cholesterinspiegel wie auch jenen des schlechten LDL. Ihr kommt auch eine bedeutende Rolle für die Aufrechterhaltung der Barrierefunktion der Haut zu und wird deshalb bei Neurodermitis angewendet.
Die Tabelle am Seitenende gibt einen Überblick über Fettsäuremuster von Hanföl und Hanfsamen im Vergleich zu anderen Pflanzenölen. Umso niedriger die n6:n3-Ratio (Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3), desto besser, da diese beiden Fettsäuren um den Einbau in die Zellmembran konkurrieren und somit vermehrt Omega 3 für eine Produktion entzündungshemmender Substanzen herangezogen werden kann.
Weitere Vorteile
Ein weiterer Benefit der Hanfpflanze ist ihr Eiweißgehalt. Hanfsamen liefern in etwa 35% Protein und beinhalten alle 8 essentiellen Aminosäuren. Hanfsamen punkten zudem mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen, an B-Vitaminen (vor allem B1, B2 und B3), Vitamin E, Kalzium, Magnesium, Kalium und Eisen.
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Geschälte Hanfsamen werden schonend geschält, um alle Nährstoffe vollständig zu erhalten. Der Geschmack ist sehr nussig. Geschälte Hanfsamen enthalten die meisten der vorhin erwähnten Nährstoffe.
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Ungeschälte Hanfsamen sind dank ihrer festen Schale knusprig. Diese ist zwar nicht so leicht zu konsumieren, enthält aber eine große Menge an Ballaststoffen und trägt so zur Unterstützung der Darmfunktion bei. Für bessere Verdaulichkeit wird empfohlen, die Samen für ein paar Stunden im Wasser weich werden zu lassen.
Einsatz in der Ernährung
Hanf in die tägliche Ernährung einzubauen stellt kein großes Problem dar. Hanfsamen können sehr vielseitig eingesetzt werden. Sie können zum Beispiel über den Salat oder das Müsli gestreut werden, oder als Suppeneinlage verwendet werden. Für Backwaren kann unter anderem auch Hanfmehl zum Einsatz gebracht werden. Das hochwertige Hanföl eignet sich besonders gut für Salatdressings und das Hanfproteinpulver kann auch für Smoothies oder Shakes verwendet werden. Die Kombination aus hoher ernährungsphysiologischer Qualität, besonders anbetrachts des wünschenswertem Fettsäuremusters, angenehm nussigem Geschmack und der Vielseitigkeit machen Hanfsamen und Hanföl zu einem Superfood.
Weitere Informationen zu dem Thema gibt es hier, AGES: www.ages.at/service
Sie haben noch Fragen? Dann schreiben Sie an marketing@backaldrin.com.
Carmen und Jasmin Klammer
Ernährungswissenschaftlerin und Diätologin
Literaturnachweis: Callaway J.C. Hempseed as a nutritional resource: An overview. Euphytica 2004;140:65-72.
Tabelle: Fettsäuremuster von Hanföl und Hanfsamen im Vergleich zu anderen Pflanzenölen
Ölsorte | Gesättigte Fettsäure Palmitinsäure (%) | Omega 9 Ölsäure (%) | Omega 6 Linolsäure (%) | Omega 3 α-Linolensäure (%) | GLA (%) | n6:n3 Ratio |
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Hanföl | 5 | 9 | 56 | 22 | 4 | 2,5 |
Hanfsamen | 8 | 11 | 55 | 21 | 1 | 2,7 |
Leinsamenöl | 6 | 15 | 15 | 61 | 0,2 | |
Sonnenblumenöl | 5 | 22 | 63 | <1 | >100 | |
Rapsöl | 4 | 60 | 23 | 13 | 1,8 | |
Sojaöl | 10 | 23 | 55 | 8 | 6,9 | |
Olivenöl | 15 | 76 | 8 | <1 | >100 |
Modifiziert nach Callaway, 2004