Aronia, ein violettes Wundermittel?
Die Aroniabeere gilt als Allheilmittel und gewinnt dadurch zunehmend Anerkennung bei uns. Nicht zuletzt dadurch, da die Beere in den Mittelpunkt von Forschungen und Studien geraten ist. Was steckt tatsächlich hinter diesem Hype? Ob die Beeren dem gerecht werden, erfahren Sie in folgendem Artikel.
Botanischer Hintergrund
Ursprünglich stammt die Aroniabeere, oder früher auch Apfelbeere genannt, aus Nordamerika und Ostkanada. Die Beere fand ihren Weg nach Europa über Deutschland weiter nach Russland und wird heute auch vorwiegend in Osteuropa, Skandinavien und Deutschland angebaut. Mit steigendem Beliebtheitsgrad wird die Pflanze ebenfalls vermehrt bei uns kultiviert, zudem es sich um eine anspruchslose Pflanze handelt. Der Gattungsname Aronia hat den Namen Apfelbeere ersetzt. Die Beere wird in zwei Spezien unterteilt: Aronia melanocarpa (schwarze Apfelbeere) and Aronia arbutifolia (rote Apfelbeere). Die Sorte, welche für die Saftproduktion genutzt wird, stammt überwiegend von der schwarzen Apfelbeere. Aufgrund des bitteren und adstringierenden Geschmacks (leicht zusammengezogenes Mundgefühl) wird die Beere kaum als frische Beere verkauft, sondern zur Sirup-, Saft- oder Geleeherstellung verwendet.
Das steckt in der Aroniabeere
Die Inhaltsstoffe bzw. das Maß jedes einzelnen Stoffes hängen primär von der Kultivierung, der Reifung, dem Standort und dem Erntezeitpunkt ab. Die Beeren liefern 5,62 g Ballaststoffe pro 100 g – verglichen mit einem Apfel, welcher 2 g Ballaststoffe pro 100 g aufweist. Der Zuckergehalt liegt bei 16 –18%, wobei der Gehalt von Sorbitol, ein Zuckeraustauschstoff welcher oft in „Diätprodukten“ vorkommt, im Vergleich zu anderen Beeren am höchsten ist – nämlich 80 g/l. Aronia enthält eine große Anzahl an Vitaminen und Mineralstoffen. Im Aroniasaft wurden vor allem beachtliche Mengen an Zink und Kalium nachgewiesen. Ein hoher Gehalt an Zink und Vitamin C stärkt das Immunsystem und die Abwehrkräfte. Zudem benötigt unser Körper Vitamin C zum Aufbau des Bindegewebes. Weiters enthält die Beere höhere Konzentrationen an Folsäure. Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure ist besonders für Schwangere wichtig, um Missbildungen bei Ungeborenen vorzubeugen. Auch Betacarotin (Provitamin A) und die B-Vitamine (B1, B2, B3, B5, B6) gehören zum Repertoire der Aroniabeere und sind in relevanten Mengen vertreten. In den Kernen der frischen Aroniabeere sind geringe Mengen an Amygdalin enthalten, welches im Körper die Freisetzung von giftiger Blausäure fördert. Laut dem Max-Rubner-Institut ist ein Verzehr aber unbedenklich. 100 g frische, rohe Beeren enthalten etwa 11 bis 20 mg Amygdalin, das sind 0,6 bis 1,2 mg gebundene Blausäure. Zum Vergleich: „Bittere Aprikosenkerne“, die als Snack angeboten werden, enthalten ca. 2,4 mg Blausäure pro 100 g. Da die Aroniabeeren aufgrund des Geschmacks allerdings kaum roh gegessen werden und bei der weiteren Verarbeitung durch den Erhitzungsprozess die Blausäure nochmals reduziert wird, ist der Verzehr der Produkte (Saft, Marmelade, Gelee, etc.) unproblematisch. Für den Fall, dass Sie doch frische Beeren probieren möchten, ist eine kleine Portion als nicht gefährlich anzusehen, da sich der größte Anteil in den Kernen befindet, die beim Kauen nicht vollständig zerkleinert werden.
Antioxidantien - die Schutzpolizei
Die violette Beere punktet mit einem hohen Anteil an antioxidativen Stoffen, nämlich den Polyphenolen, die verantwortlich für die positiven Eigenschaften der Beere sind. Der Begriff „antioxidativ“ bezeichnet die Fähigkeit, zellschädigende Sauerstoffverbindungen (freie Radikale) im Gewebe abzufangen. Diese Antioxidantien sind in vielen Früchten und Gemüse zu finden. Zu den wichtigsten Polyphenolen der Aroniabeere gehören die Phenolsäure und die Flavonoide, wie Anthocyane und Procyanidine, Flavanol und Flavonol (schwierige Termini, die man sich nicht merken muss, sondern nur der Information dienen). Sie schützen unsere Zellen vor freien Radikalen. Somit verhindern die Antioxidantien oxidativen Stress, welcher die Zellen schädigt und für den Alterungsprozess verantwortlich ist. Freie Radikale entstehen unter anderem durch unsere Verdauung sowie den Folgen unseres heutigen Lebensstils wie Stress, UV-Strahlung oder Umweltgifte und können so zu Erkrankungen führen. Kurz gesagt: Aroniabeeren besitzen einen sehr hohen Gehalt an Antioxidantien und diese verteidigen unseren Organismus gegen gesundheitsschädigende Attacken von freien Radikalen.
Gemessen wird die antioxidative Fähigkeit von Stoffen mit einer ORAC-Messmethode (ORAC steht für „Oxygen Radical Absorption Capacity). Je höher dieser Wert, desto besser die antioxidative Kapazität des Lebensmittels. Eine Reihe von anderen Beeren punkten ebenfalls mit einem hohen Anteil an Antioxidantien. Die Tabelle am Seitenende gibt einen Überblick über die Konzentrationen der Antioxidantien verschiedener Beeren.
Potenzielle gesundheitliche Benefits
Viele Studien zeigen einen gesundheitsfördernden Effekt: Aroniabeeren und/oder Aroniaextrakt haben im Tiermodell eine Hemmung von Krebszellenwachstum, also eine antikanzerogene sowie eine hepatoprotektive (leberschützende) Wirkung gezeigt. Andere Erkenntnisse zeigen, dass Aronia vermutlich einen positiven Einfluss auf Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen hat, beispielsweise die schlechten Blutfette (Cholesterin, LDL, Triglyceride) senken kann. Zudem wurde auch ein präventiver Effekt in Bezug auf Diabetes mellitus sowie eine Verbesserung in der Diabetes-Therapie nachgewiesen. Daneben besitzen die violetten Früchte auch eine entzündungshemmende Wirkung.
Fazit
Zusammengefasst kann gesagt werden: Aronia gehört zu den Beeren mit dem höchsten Anteil an Antioxidantien, die wichtig für unsere Gesundheit sind. Nichtsdestotrotz sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass andere Beeren ebenfalls viele Antioxidantien und Nährstoffe liefern. Ob nun jeder täglich Aroniasaft trinken sollte, sei dahingestellt.
Unsere Empfehlung lautet wie immer: „Ernähren Sie sich abwechslungsreich und nutzen Sie die Gelegenheit des saisonalen Angebotes. Variieren Sie Ihren Beerenkonsum, um den höchsten positiven Effekt zu erzielen.“
Weitere Informationen zu dem Thema:
Sie haben noch Fragen? Dann schreiben Sie an marketing@backaldrin.com.
Carmen und Jasmin Klammer
Ernährungswissenschaftlerin und Diätologin
Literaturnachweis: Olas B. Berry Phenolic Antioxidants – Implications for Human Health? Frontiers in Pharmacology. 2018;9:78. doi:10.3389/fphar.2018.00078. Kulling SE, Rawel HM. Chokeberry (Aronia melanocarpa)– A Review on the Characteristic Components and Potential Health Effects. Planta Med 2008;74(13):1625-34. doi: 10.1055/s-0028-1088306.
Tabelle: Konzentrationen der Antioxidantien verschiedener Beeren
Gesamtanteil Polyphenole (pro 100 g Frucht) | Anthocyane | ORAC | |
---|---|---|---|
Aronia | 2.080 mg | 240 mg/100 g gefror. Frucht / 3.529 mg/l Saft | 159,2 |
Brombeeren | 248 mg | 949,4 mg/100 g Trockenmasse | 55,7 |
Heidelbeeren | 525 mg | 1.562,2 mg/100 g Trockenmasse | 123,4 |
Cranberry | 120 - 315 mg | 18,5 | |
Johannisbeeren | 560 mg | 1.741,6/100 g Trockenmasse | 56,7 |
Erdbeeren | 225 mg | 60-80 g/100 g Frucht | 20,6 |
Konzentrationen von Polyphenolen und Anthocyanen sowie der antioxidativen Kapazität (ORAC) bei verschiedenen ausgewählten Beeren (adaptiert nach B. Olas, 2018; Kulling und Rawel, 2008).